Mundhygiene während der kieferorthopädischen Behandlung
Liebe Patientin, lieber Patient
Was ist Karies?
Der Begriff Karies stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie Fäulnis („Zahnfäule“). Bedingt durch die Stoffwechselprodukte von Bakterien (Säuren) werden der Zahnschmelz und das Zahnbein angegriffen und aufgelöst. Der Zahnschmelz kann durch den Körper nicht mehr ersetzt werden und muss zahnärztlich versorgt werden (Füllung).
Das Auslösen von Karies verlangt drei Faktoren:
- Bakterien
- Nahrung (Zucker)
- Zeit
Karies ist somit als eine Infektionskrankheit anzusehen und deshalb kann ihr gut vorgebeugt werden:
- Zahnbelag (Plaque) und Bakterien regelmäßig entfernen
- Zurückhaltung bei süßen Nahrungsmitteln
- Zurückhaltung bei süßen Getränken
Allgemeine Hinweise zum Zähneputzen
Die Zähne sollten mindestens zweimal am Tag (morgens und abends) mindestens drei Minuten lang geputzt werden. Alle Zahnflächen sollen gereinigt werden. Die Zahnbürste sollte alle vier bis acht Wochen ersetzt werden.
Die Reinigung mit einer elektrischen Zahnbürste kann im Einzelfall effizienter sein.
Bei Kindern und Jugendlichen unter zehn Jahren oder mit einer festsitzenden kieferorthopädischen Apparatur sollten die Erziehungsberechtigten das Zähneputzen überwachen und gegebenenfalls korrigieren.
Als Zahncreme sind Präparate mit einem der Altersgruppe zugeordneten Fluoridgehalt anzuwenden. Der regelmäßige Gebrauch von „Weißmacher“-Zahncremes ist auf Grund des hohen Abriebs am Zahnschmelz nicht zu empfehlen.
Zahnputztechnik
Zur schonungsvollen Reinigung der Zahnaußen- und -innenflächen wird die Zahnbürste schräg auf dem Zahnfleisch aufgesetzt und unter leichtem Rütteln über die Zahnfläche geführt (Bass-Technik, Abb. 1–5). Ein systematisches Vorgehen, beginnend von der rechten über die linke Oberkieferhälfte bis zum Unterkiefer, ist zu empfehlen.
Die Kauflächen der oberen und unteren Seitenzähne werden anschließend gründlich gereinigt (Abb. 6). Der Druck auf die Zahnbürste sollte nicht zu stark sein und kann mit einer Küchenwaage geprüft werden (ca. 150 g). |
Abb. 1 |
Abb. 2 |
Abb. 3 |
Abb. 4 |
Abb. 5 |
Abb. 6 |
Zahnputztechnik bei festsitzender Behandlung
Während einer festsitzenden Behandlung sollte der Reinigung der Zähne eine sehr große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Nach jeder Mahlzeit sollten die Zähne gewissenhaft geputzt werden. Während einer festsitzenden Behandlung wird die Reinigung mit der modifizierten Bass-Technik empfohlen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Zahnflächen oberhalb und unterhalb des Bogens gesäubert werden (Abb. 7–8). Der Einsatz einer „Einbüschelbürste“ ist zwingend erforderlich, um den besonders gefährdeten Zahnzwischenraum zu reinigen (Abb. 9). Durch spezielle Aufsätze ist auch der Einsatz einer elektrischen Zahnbürste problemlos möglich (Abb. 10–12).
Abb. 7 |
Abb. 8 |
Abb. 9 |
Abb. 10 |
Abb. 11 |
Abb. 12 |
Zusätzliche Hilfsmittel
Ergänzend zu einem adäquaten und regelmäßigen Zähneputzen sind zusätzliche Maßnahmen sehr empfehlenswert, um alle Zähne langfristig gesund zu erhalten.
Wir empfehlen:
- Water Pic Sonic Speed (Schall-Zahnbürste) in Apotheken erhältlich
- Zahncreme Perls and Dents (für Träger von Zahnspangen)
- Curasept-Zahnpasta (bei Zahnfleischentzündung)
- Spezial-Zahnbürste mit Logo
- Curasept-Gel (bei akuter Zahnfleischentzündung)
- Zur Kontrolle des Zahnbelages: Plaque Anfärbung mit Färbetabletten (in Apotheken erhältlich)
- Anwendung von Zahnseide
Die Anwendung von Zahnseide dient der zusätzlichen Reinigung des Zahnzwischenraumes (Abb. 13) und wird insbesondere im permanenten Gebiss vorteilhaft eingesetzt. Mit Hilfe spezieller Präparate mit einem verstärkten Fadenende ist der Einsatz von Zahnseide auch während einer festsitzenden Behandlung möglich (Abb. 14). Durch vorsichtige Anwendung der Zahnseide sind Zahnfleischverletzungen zu vermeiden.
Wir empfehlen:
- Zwischenraumzahnbürste
- Superfloss
- Munddusche (Water Pic Sonic)
Abb. 13 |
Abb. 14 |
2. Anwendung von Mundspüllösungen
Mit Hilfe von Mundspüllösungen kann die Zahnpflege wirkungsvoll unterstützt werden. Bei der Anwendung sollte darauf geachtet werden, dass die Mundspüllösung Fluoride und möglichst keinen Alkohol enthalten. Die Mundspüllösung sollte unverdünnt ungefähr 30 bis 60 Sekunden im Mund bewegt und danach vollständig ausgespuckt werden. Vor allem bei Kindern muss darauf geachtet werden, dass die Spüllösung nicht verschluckt wird.
Wir empfehlen:
- Curasept-Mundspüllösung
3. Anwendung von Zahngelee mit erhöhtem Fluoridgehalt
Ergänzend zur normalen Zahnpflege sollte einmal in der Woche Elmex Gelee nach dem abendlichen Zähneputzen aufgetragen werden. Die erhöhte Fluoridzufuhr während der Nacht führt zu einer verstärkten Aushärtung des oberflächlichen Zahnschmelzes. Die Präparate sind zum Teil rezeptpflichtig.
4. Anwendung von jodiertem und fluoridiertem Speisesalz
Durch den Zusatz von Spurenelementen im Speisesalz, wie Fluoriden, ist eine systemische Kariesprophylaxe möglich. Eine zusätzliche Fluoridapplikation in Tablettenform wird damit überflüssig.
5. Bewusste Ernährung
Aus allgemein- und zahnmedizinischer Sicht sollte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden. Frisches Obst und Gemüse dürfen auf dem Speiseplan nicht fehlen. Vorsicht ist bei allen Süßigkeiten geboten. Der enthaltene Zucker ist vor allem für die Karies auslösenden Bakterien der wichtigste Nahrungsbestandteil. Deshalb ist während einer kieferorthopädischen Behandlung beispielsweise auf den Verzehr von Bonbons und Lutschern und Kaugummi möglichst zu verzichten, solange sie nicht als „zahnfreundlich“ gekennzeichnet sind und statt des Zuckers entsprechende Austauschstoffe enthalten.
6. Prophylaxe im weiteren Sinne
- Brackets statt Bänder
- weniger Retentionsflächen, da Brackets kleiner sind
- bessere Adaption, denn Bänder sind je nach Zahnmorphologie schwer zu adaptieren – Nischenbildung
- weniger Auswaschung (versteckte Lockerung), denn Kunststoff ist widerstandsfähiger als Befestigungszement
- weniger Schmutzretentionen bei Lockerung
- selten zusätzliche Irritationen der Gingiva mit Bildung einer Schmutzgingivitis = zusätzliches Retentionsgebiet
- Selbstligierende Brackets
- keine Drahtligaturen, deshalb
a) weniger Retentionsstellen
b)weniger Bakterienanziehung
- verkürzte Behandlungsdauer
- Sealing = Oberflächenschutz = Glattflächenversiegelung
- Schutz vor labialen Entkalkungen
- Verlagerung des Problems: Statt viereckiger Entkalkungen ums Bracket herum, halbmondförmige Entkalkungen gingival
Professionelle Zahnreinigung durch den Kieferorthopäden
Eine regelmäßige Kontrolle des Zahnpflegeverhaltens ist sinnvoll und wird im Abstand von 4 bis 6 Monaten durch die Erhebung objektiver Messwerte zum Plaquebefall und des Zustandes des Zahnfleisches unterstützt. Unter Umständen können die Beläge auch durch entsprechende Präparate angefärbt werden.
Mit geeigneten Hilfsmitteln kann durch den Kieferorthopäden eine professionelle und gründliche Reinigung der Zähne und der kieferorthopädischen Apparatur erreicht werden.
Der sich trotz guter Zahnpflege bildende Zahnstein wird durch Handinstrumente oder durch Ultraschallgeräte unter Wasserkühlung schonend entfernt. Neben dem Einsatz von rotierenden Instrumenten (Bürsten, Polierer) können zur Reinigung der Zahnoberflächen auch Pulverstrahlgeräte angewendet werden.
Während einer festsitzenden kieferorthopädischen Behandlung ist es sinnvoll, im Abstand von etwa drei Monaten eine gründliche Reinigung des Zahnzwischenraumes vorzunehmen. Dazu ist es zwingend erforderlich, die Bögen und sonstige Materialien zu entfernen.
Professionelle Karies- und Parodontalprophylaxe durch den Kieferorthopäden
Neben der gründlichen professionellen Reinigung stehen weitere Möglichkeiten zum Schutz der Zähne und des Zahnfleisches zur Verfügung:
- Anwendung fluoridhaltiger Materialien in Klebern, Zementen oder Ligaturen
2. Versiegelung der Zahnoberflächen
3. regelmäßige Applikation von fluoridhaltigen oder bakterienhemmenden Lacken
Folgen einer Unterlassung einer guten Mundhygiene
Sollten Sie die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht vornehmen lassen und auch alle genannten Alternativen ablehnen, kann dies nachteilige Folgen für Sie haben:
n erhöhtes Kariesrisiko mit Verlust der Integrität der Zahnoberfläche und der Zahnfarbe
n erhöhtes Risiko für Zahnfleischerkrankungen
n dauerhafte Schädigung von Zahnhartsubstanz und Weichgeweben
n aufwändige Folgebehandlung, höherer Kostenaufwand, fehlende Zuschüsse durch die Versicherung
n vorzeitiger Abbruch der Behandlung mit unbefriedigendem Ergebnis
n bei vorzeitigem Abbruch erfolgt keine Erstattung von Eigenanteilen oder Honoraren
Kosten
Die voraussichtlichen Kosten der vorgeschlagenen Behandlung entnehmen Sie bitte aus unserem
- speziellen KFO-Schutzprogramm